Küferweg presse - Juin 2020
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Durchblick mit Lichtblick
Wer bisher ums Burgund einen Bogen gemacht bat, dem bieten die zwei neuen Abfüllungen von Sylvain Loichet die Möglichkeit, einen ersten Gehversuch zu machen. Und wer bereits unterwegs ist, wird sich über seine neuen Basisweine freuen.
Text: Stefan Keller/ Bilder: Vera Hartmann
Das Burgund ist einfach und kompliziert zugleich. Einfach, weil hier vor allem zwei Typen gekeltert werden, ein Weisser aus Chardonnay und ein Roter aus Pinot noir. Kompliziert, weil sie nicht nach den Sorten bezeichnet werden, sondern nacb der Lage, aus der die Trauben stammen. Und dabei kommt ein verasteltes System ins Spiel, das bei den einen süsse Traüme, bei den anderen Alpträume auslöst. Den süs-sen Traumern fliesst Speichel im Mund, allein wenn sie Namen wie Clos de Vougot, Romanée-Conti und Gevrey-Chambertin hören. Wen aber das Burgund in Angst und Schrecken versetzt, der schüttelt ob ail den verwirrenden Bezeichnungen und dem undurchschaubaren Preisgefüge den Kopf.
Woher kommt es, dass im Burgund alles ein bisschen anders ist ? lm Herzstück der Weinproduktion, der Côte d'Or, reiht sich von Norden nach Süden Dorf an Dorf, mittendrin liegt die Stadt Beaune, welche den nöirdlichen vom südlichen Teil trennt. Das nöirdlichere Gebiet heisst Côte de Nuits, wo auf den 1800 Hektaren Anbaufäche der Schwerpunkt auf Pinot noir liegt, das südlichere Gebiet nennt sich Côte de Beaune, wo man auf 3900 Hektaren sich starker dem Chardonnay zuwendet. Bereits im Mittelalter unterschieden Zister-zienserméinche die Standorte nach ihren Eigenheiten und klassifizierten sie. An der Weltausstellung 1862 in London wurde eine detaillierte Einteilung von Jules Lavalle prasentiert, sie bildete die Basis des 1936 eingeführten AOC-Systems. Dieses nimmt Rücksicht auf die im Burgund besonders ausgepragten Unterschiede bezüglich Bodenzusammensetzung, Hanglage, Exposition und anderes mehr. Pinot noir wie Chardonnay sind für die Einflüsse des sogenannten Terroirs ausgesprochen empfanglich, und so kommt hier dem "Climat", der Lage, gri:isste Bedeutung zu. Grob wird in der Côte d'Or zwischen vier Qualitatsstufen unterschieden: re-gional, kommunal, Premier Cru, Grand Cru. lm gesamten Anbaugebiet des Burgunds mit seinen 30 ooo Hektaren stehen etwas mehr ais die Halfte aller Reben in Lagen, aus denen Weine gekeltert werden, die maximal die regionale Bezeichnung Bourgogne AOP tragen dürfen. Rund ein Drittel hat das Anrecht auf die Nennung der Gemeinde, in der die Trauben geerntet wurden, dann trinkt man also etwa eine Flasche Volnay. 562 Lagen sind ais «Premier Cru» definiert, das entspricht schatzungsweise zehn Prozent der Anbaufläche. In dieser Kategorie steht auf der Etikette immer die Bezeichnung von Lage- und Gemeinde, zum Beispiel «Chassagne-Montrachet - 1er Cru Morgeot». 33 Bereiche dürfensich «Grand Cru» nennen, das gilt für ein Prozent der Burgunderproduktion. Sie stellen eigene Appellationen dar, heissen also etwa schlicht und einfach «Corton-Charle-magne», ohne Verweis auf Gemeinde oder Region.
Quelle surprise!
Als wir im Januar an der «Millésime Bio» in Montpellier auf den Tisch von Sylvain Loichet zusteuerten, biss er gerade beherzt in ein Sandwich, es war Mittagszeit. «Wir kommen spater wieder», riefen wir ihm zu, Bissen runter und war ganz aufgeregt. «Ich habe etwas, das euch gefallen könnte!», und er schenkte uns einen Weisswein ein. Wir schnüffelten über dem Glasrand, nahmen eine Kostprobe, liessen sie über die Zunge rollen und widerstanden der Verlockung, sie nicht auch zu schlucken. Das fiel schwer, denn der Weisse war betörend, und nicht anders erging es uns auch mit dem Roten. Beide Bourgogne AOP Jahrgang 2018 gefielen durch ihre unverkennbare Sortenaromatik, durch die frische Eleganz, wie sie jungen Burgundern eigen ist, und dem geschliffe-nen, prazisen Stil Sylvain Loichets. Kein Zweifel, die beiden Weine, die Loichet in jungem Stadium zugekauft und ausgebaut hat und die deshalb unter dem Na men Maison Loichet auf den Markt kommen, erganzen unser bisheriges Angebot vortrefflich, sie bilden gewissermassen die erste Stufe auf dem Weg in den Olymp. Und natürlich blieben wir angesichts der Verheissungen, die Sylvain Loichet in perfekter Dramaturgie vor sich in Reih und Glied aufgestellt batte, nicht stehen, sondern nahmen Stufe um Stufe bis hin zum «Grand Cru». Unter ail den Glanzlichtern hinterliess ein Pinot noir aus der Gemeinde Chorey-les-Beaune einen ganz besonders starken Eindruck. Der 2018er ist von ausgesprochener Feinheit und in einer Phase, wo er all seine Vorzüge aufs Schënste ins Spiel bringt, kurz und gut: unwiderstehlich. Und so heissen wir auch ihm im Küferwegsortiment willkommen.
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